![]() ![]() Wieder zurück, hing ich in Stuttgart erstmal im Kreise anderer planloser Existenzen ab. Die rebellierende Jugend wurde damals als "Gammler" beschimpft. Sie hatte sich das süsse Nichtstun und die Verweigerung der bürgerlichen Normen auf die Fahnen geschrieben, Dienstkleidung war die speckige Parka. Irgendwann riß meinem Vater die Geduld; er drohte, mich rauszuschmeissen. Das hätte den Verlust meiner Schlafstätte bedeutet und so übte ich meine Fähigkeit zum Kompromiss und suchte eine Lehrstelle. Die fand ich ohne Mühe bei Wendelin Niedlich in Stuttgart. ![]() Schon kurze Zeit später kam die Strafversetzung in die Psychiatrische Klinik in Weinsberg, in der ich die restlichen 14 Monate meiner Ersatzdienstzeit verbrachte. An meinem Gürtel hing ein mächtiger Schlüsselbund, ich musste auf 40 ausgebrannte Schizophrene aufpassen. Im Ranking dieser Zunft war ich bestimmt der lausigste Irrenhauswärter aller Zeiten. 1971 machte mir Werner Schretzmeier ein Angebot. Das Fernsehen des Südfunks wollte auf die aufmüpfige Jugend mit einer Jugendredaktion reagieren. Schretzmeier sollte die Redakteure suchen, mich hatte er als Konkurrent von der Brettl-Bühne ausgekuckt. Nach einer Ausbildung fragte damals niemand, wichtig war die antiautoritäre Attitüde und der Draht zur aufbegehrenden Jugend. Mit Wolfgang Kiwus, Indulis Bilzenz, Werner Schretzmeier und mir waren wir zu viert und nach einiger Zeit flimmerte unsere erste TV-Reihe über den Schirm. "Jour Fix" hieß das Baby, das bald zum mächtigen Sprachrohr der Jugendzentrumsbewegung werden sollte. Wir waren ständig im Einsatz. Für mich hieß das jeden Tag "learning by doing" - und ehe ich mich umsah, hatten mir die Kollegen vom Team von der Pike auf das TV-Handwerk beigebracht. Später folgten große Live-Sendungen aus den Zentren, die mit unserer Hilfe erkämpft worden waren. Dann gab mir Schretzmeier eine eigene Sendung. "TEAMWÖRK". ![]() ![]() Um mich auf meine Arbeit mit der "Schwaben-Offensive Berlin" zu konzentrieren, habe ich zehn Jahre keine Filme mehr gedreht. 2002 nahm ich dann noch einmal einen Anlauf und es gelang mir eine eindrucksvolle Arbeit über das Thema Kleine Gewalt. "Ein Riß in meiner Haut" heißt der Film, bei dessen Entstehung ich die beruhigende Erfahrung machen durfte, dass man das Filmhandwerk - und das Fahrradfahren - nie verlernt. Der Film und das Kino ist, neben der Musik, meine Leidenschaft geblieben. Mit Barbara Teufel habe ich am Drehbuch für einem Spielfilm über Rio Reiser gearbeitet und dabei die Entdeckung gemacht, dass die schönste Form der Freiheit darin liegt, ein Drehbuch zu entwickeln, zu schreiben und so die Phantasie sichtbar zu machen und in ein reales Erlebnis zu verwandeln. |
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